Infoveranstaltung in Seester: Tennet will 380kV-Stromtrasse ausbauen
Der Netzbetreiber Tennet plant eine neue überirdische Stromleitung, genannt Netzverstärkung NordElbe. Die sei nötig, um den im Norden gewonnenen Öko-Strom im ganzen Land zu verteilen. In Seester gab es dazu Infos, was das für die Kreise Pinneberg und Steinburg bedeutet.
Es ist Zukunftsmusik, hat aber schon einen Namen: Netzverstärkung NordElbe. Aus der bereits mitten durch den Kreis Pinneberg laufenden Höchstspannungsleitung mit einer Kapazität von 380 Kilovolt und einer Leistung von 3200 Ampere, soll eine neue, bessere Höchstspannungsleitung mit einer doppelt so hohen Kapazität von 4000 Ampere werden.
„Das ist nötig, um die zunehmend im Norden gewonnenen erneuerbaren Energien aus Wind-, Sonnen- und Biokraft konstant und verlässlich in den Süden zu transportieren“, erklärt Jens-Andreas Böttger. Er ist beim Netzbetreiber Tennet Projektleiter für die neue Stromtrasse „NordElbe“. Bei ihm laufen die Fäden zusammen.
Was bedeutet das konkret? Zwischen den Umspannwerken Brunsbüttel, Büttel, Wilster, Hetlingen und Dollern (Kreis Stade) müssen bis zu 100 neue, teilweise 60 Meter hohe und 30 Meter breite Masten mit massiven Stromleitungen hochgezogen werden. Und die alten müssen abgebaut werden. Für die neue Stromautobahn wurden jetzt mögliche Korridore in den Kreisen Pinneberg und Steinburg definiert. Innerhalb dieses Bereichs wird die für alle am besten tragbare Trassenführung ermittelt.
„Wir untersuchen derzeit verschiedene Korridorvarianten“, so Böttger. Er spricht mit Anwohnern, Bauunternehmen, Landwirten, Umweltverbänden. „Wir unterliegen strengen technischen Auflagen und können nur nach genehmigten, umweltverträglichen Maßnahmen vorgehen“, so Böttger weiter. Dafür suchen er und sein Team den Dialog für diesen „Meilenstein für die Nutzung von erneuerbaren Energien“.
Stichwort Umweltverträglichkeit: Anwohner bemängelten Rücksichtslosigkeit zum Beispiel auf Vogelfluglinien. „Wir haben genau an dieser Strecke tausende Zugvögel, die hier regelmäßig fliegen“, berichtete eine Anwohnerin. 12.000 Kraniche habe der Nabu genau an dieser Stelle gezählt, wo die großen Masten verstärkt werden sollen und auch Windräder dazukommen sollen. „Pro Kilometer Stromleitung kommen heute bereits Jahr für Jahr 400 Wildvögel ums Leben“, monierte die engagierte Tierschützerin aus Groß Nordende.
Auf den in Seester ausgestellten Karten wird mal der alten Trasse gefolgt, aber auch neue Abzweigungen sind möglich und vielleicht nötig, wenn es neue Siedlungen oder andere Infrastrukturen zu schützen gilt. Auch der A23 wird teilweise gefolgt. Doch wo genau die neue Super-Stromautobahn verlaufen wird, welche Anwohner davon betroffen sein könnten, das konnte in Seester noch niemand genau sagen. „So ein Projekt ist immer ein Kompromiss“, sagt Jens-Andreas Böttger. Er koordiniert, Techniker, Bauleute und vor allem die verantwortlichen Behörden und Entscheider vor Ort.
„Wir sind zwar noch ganz am Anfang, aber wir sind ab sofort mit vollem Einsatz dabei“, erklärt Böttger weiter. Startschuss für die Info-Kampagne für die Netzverstärkung NordElbe war in diesem September. Geplant sind weitere sogenannte Infomärkte, ausführliche Projektvorbereitung und eine Öffentlichkeitsbeteiligung noch bis Ende 2023. Ab 2024 laufen die Genehmigungsverfahren. Weitere Vorbereitungen liegen dann an, bevor 2028 mit dem Bau begonnen wird, um ihn im Laufe des Jahres 2030 abzuschließen.
(Quelle: Elmshorner Nachrichten)