Hermann Stieler feierlich aus seinem Wehrführer-Amt verabschiedet
Ein Löschfahrzeug mit Blaulicht und Signalhorn am Freitagabend in Groß Sonnendeich... diesmal mit einem ganz besonderen Einsatzauftrag. Galt es doch, Seesters Ex-Wehrführer Hermann Stieler und seine Frau Antje zu überraschen und zum Dorfgemeinschaftshaus zu chauffieren.
Dort hatten mittlerweile rund 100 Gäste, neben den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr Seester auch Vertreter der sieben Wehren des Amtes Elmshorn-Land sowie weiterer Nachbargemeinden, des Kreisfeuerwehrverbands Pinneberg, des THW, des DRK Seestermühe/Seester, der Amtsverwaltung, der Gemeindevertretung, des Kindergartens und der Grundschule, der Kirchengemeinde und des TSV Seestermüher Marsch einen Spalier gebildet, um das Ehepaar Stieler gebührend zu empfangen.
Still und heimlich hatten der neue Wehrführer Lasse Krüger, sein Stellvertreter Kay Stieler, das Vorstandsmitglied Frank Hinrichs und der Bürgermeister Claus Hell eine Verabschiedungsfeier organisiert, um die Arbeit des im Januar nicht zur Wiederwahl angetretenen Feuerwehrchefs zu würdigen. Unter anderem war Stieler 18 Jahre lang Wehrführer der Gemeinde, neun Jahre lang stellvertretender Wehrführer, zuvor stellvertretender Gruppenführer, Mitglied der Technischen Einsatzleitung des Kreises Pinneberg und hauptverantwortlich für die Gründung einer Jugendfeuerwehr in Seester. Auf diese und andere Meilensteine blickte Krüger in seinem Grußwort zurück und begann, sehr zur Erheiterung der Gäste, mit einem Jugendfoto Stielers, dass den mittlerweile recht kahlköpfigen 64-jährigen kurz vor seinem Eintritt in die Feuerwehr 1976 mit noch schulterlanger Haarpracht zeigte. Anhand zahlreicher weiterer Bilder wurde nicht nur die technische Entwicklung, an der Stieler immer beteiligt war, sondern auch das soziale Umfeld aufgegriffen. So hatte Stieler u.a. in den 1980er Jahren die Brandschutzerziehung an Schule und Kindergarten mit ins Leben gerufen, war maßgeblich an den Jubiläumsfeiern zum 75-jährigen Bestehen 1987 und zum 100. Geburtstag 2012 beteiligt, hatte 1998 das bis heute bestehende Fußballturnier für Feuerwehren und Rettungsdienste aufgebaut, sich für die Verlegung des Feuerwehrballs aus Hohenhorst zurück in die eigene Gemeinde eingesetzt, zu dem in diesem Jahr 700 Gäste in die Turnhalle und das angebaute Festzelt kamen und war an der Organisation des Jugendfeuerwehr-Pfingstzeltlagers zum 10-jährigen Bestehen der "MarGee" Marsch-Geest-Kooperation der Jugendfeuerwehren aus Seester, Heidgraben, Groß Nordende und Klein Nordende) im Jahre 2013 mit seinen rund 1.000 Teilnehmern beteiligt.
Gerade auf die Anfangszeit Stielers als Wehrführer blickte der ehemalige Klein Nordender Wehrführer Hans-Günther Borbe augenzwinkernd zurück. "Ich war bereits zehn Jahre lang in Amt und Würden, Hermann gerade einmal ein Jahr. Und trotzdem traute er sich eines Tages, mich einfach mal anzusprechen...". Der Anfang einer bis heute bestehenden, privaten Freundschaft. Gemeinsam habe man dann den Stein ins Rollen gebracht, in den jeweiligen Gemeinden eine Jugendfeuerwehr aufzubauen und gemeinsam mit Heidgraben und Groß Nordende einen Kooperationsvertrag über Gemeinde- und Amtsgrenzen hinaus zu entwerfen, der bis heute einmalig ist.
Dank und Anerkennung fand Stieler zudem in den Grußworten des Bürgermeisters Claus Hell, des Klein Nordender Wehrführers Martin Höppner im Namen aller Umlandwehren, der Pastorin Bettina Feddersen, des Amtsvorstehers Thorsten Rockel und des TSV-Vorsitzenden Jürgen Pliquet. "Hermann hat sich immer zu 100 Prozent in die Sache rein gekniet. Oft hat er mahnend den Finger erhoben und mit aller Kraft seinen Standpunkt vertreten, manchmal war man auch nicht sofort einer Meinung - aber am Ende des Tages hat man das immer ausdiskutieren und sich auf eine für alle Seiten gute Lösung einigen und noch wichtiger: Man hat sich jederzeit in die Augen gucken können", resümierte beispielsweise Höppner.
Weitsicht bescheinigte zudem Landes- und Kreisbrandmeister Frank Homrich: "Ich bin gerade wieder von einem 66-jährigen Wehrführer im Norden des Landes angesprochen worden, ob wir das gesetzliche Höchstalter für den Einsatzdienst nicht von 67 auf 68 Jahre hoch setzen könnten, weil er einfach keinen Nachfolger für sein Amt finden würde... im nächsten Jahr stehen wir dann aber vor dem selben Problem bei der Frage, ob wir die Altersgrenze nicht von 68 auf 69 Jahre anheben könnten. Ganz im Gegensatz dazu habt ihr euch hier in Seester schon Jahre im Voraus Gedanken über die Zukunft und die Nachfolge in Führungspositionen gemacht so dass Du, Hermann, jetzt, mit 64 Jahren Dein Amt guten Gewissens in junge Hände übergeben kannst. Das verdient Respekt.
Ein besonderer Dank galt schließlich Antje Stieler: "Hermann hat in den letzten 27 Jahren Vorstandsarbeit viel Zeit bei und mit der Feuerwehr verbracht. Du hast das geduldet, hast ihn gehen lassen und auf viel verzichtet, dafür gebührt Dir unser aller Dank", richtete Krüger seine Worte an die Ehefrau des Ex-Wehrführers und fügte nicht ganz ernst gemeint hinzu: "In Zukunft wird Hermann nun mehr Zeit haben und öfter zu Hause sein - das bitten wir zu entschuldigen".
Auch Hermann Stieler selbst richtete seine Worte an seine Frau: "Du hast mir immer zur Seite gestanden. Wenn ich mitten in der Nacht von einem schweren Einsatz zurückgekommen bin und mir die Eindrücke von der Seele reden musste, dann warst Du immer für mich da". An die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr gerichtet stellte er schließlich fest: "Es war mir eine Ehre und ich bin dankbar, euer Wehrführer gewesen zu sein. Es gab nichts Schöneres!".
So ganz zurückziehen wird sich der "Ex" denn aber doch nicht: Die nächsten Jahre wird Stieler als "normaler Feuerwehrmann" in seiner alten Löschgruppe, die er vor 27 Jahren verlassen hat, der Gruppe 2, weiterhin seinen Dienst verrichten.
Fotoserien
Verabschiedung von Hermann Stieler aus seinem Wehrführer-Amt (29.03.2019)
Fotos: Tim Kröger